Wachsende Fettleibigkeit bei isländischen Kindern: Herausforderung für das Gesundheitssystem
In Island leiden mehr als sieben von hundert Kindern an Fettleibigkeit, ein Problem, das zunehmend Aufmerksamkeit erfordert. Die Prävalenz ist höher als in den anderen nordischen Ländern. Insgesamt warten aktuell siebzig Kinder auf einen Platz in der Gesundheitsschule des Ring-Kinderkrankenhauses. Dank zusätzlicher 36 Millionen ISK, bereitgestellt vom Gesundheitsministerium, konnte die Warteliste jedoch verkürzt werden.
Die Gesundheitsschule unterstützt betroffene Familien durch interdisziplinäre Ansätze. Tryggvi Helgason, Kinderarzt an der Gesundheitsschule, erklärt, dass die Wartezeit von zuvor fünfzehn Monaten auf nun zehn Monate reduziert wurde. „Die zusätzliche finanzielle Unterstützung ist ein entscheidender Schritt nach vorne“, betont Helgason.
In den letzten sechs Jahren stieg der Anteil fettleibiger Kinder von fünf auf siebeneinhalb Prozent, was etwa 5.000 betroffenen Kindern entspricht. Helgason hebt hervor, dass Island in dieser Hinsicht Ländern wie Großbritannien und den Vereinigten Staaten ähnelt, während die nordischen Nachbarn niedrigere Raten verzeichnen.
Einige der Kinder nehmen Medikamente wie Ozempic, um ihr Gewicht zu kontrollieren. Diese Medikamente werden vor allem bei schweren Begleiterkrankungen eingesetzt, wenn andere Ansätze nicht ausreichend helfen. Helgason betont bei VISIR jedoch, dass die Ursachen und Lösungen für Fettleibigkeit vielfältig sind. „Mythen und Vereinfachungen helfen uns nicht weiter. Was bei einer Person funktioniert, muss nicht bei einer anderen wirken.“
Neben medizinischen Ansätzen ist laut Helgason ein gesellschaftlicher Wandel nötig, um die Entwicklung umzukehren. Smartphones, industrielle Nahrungsmittel, zu wenig Schlaf und ein zunehmender sitzender Lebensstil tragen zu diesem Problem bei. „Wir müssen unser Bewusstsein schärfen und gemeinsam Veränderungen bewirken, um die Gesundheit unserer Kinder zu schützen“, so Helgason abschließend.