Die Wahllokale öffnen heute Abend um fünf Uhr und schließen um neun Uhr. Abgangsprognosen werden veröffentlicht, sobald die Wahl beendet ist, das endgültige Ergebnis will das Innenministerium aber erst am Montag bekannt geben.
Giorgia Melonis rechtsgerichtete Fratelli d’Italia, oder Bruderschaft Italiens, führt in allen Meinungsumfragen. Drei rechte Parteien haben eine Koalition gebildet, Lega unter der Führung von Matteo Salvini und Forza Italia unter der Führung des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi.
Die erste Premierministerin in Sicht
Meloni hofft, nach der Wahl Italiens erste Ministerpräsidentin zu werden. Sie hat im Wahlkampf hart gearbeitet, um zu beweisen, dass sie der Aufgabe gewachsen ist.
Meloni hat versprochen, Steuern zu senken, Bürokratie abzubauen und die Verteidigungsausgaben zu erhöhen.
Sie will die Grenzen des Landes für den Zustrom von Einwanderern schließen und den Kampf für die Rechte schwuler Menschen beenden. Auch mit der Europäischen Union will sie neu verhandeln und mehr Macht nach Rom übertragen.
Der neue Ministerpräsident hat schwere Aufgaben vor sich, vor allem der Kampf gegen die Hyperinflation und die Energiekrise. Italiens Wirtschaft hat sich nach der Coronavirus-Epidemie recht schnell erholt, aber die Staatskasse ist mit Schulden in Höhe von etwa 150 % des Bruttosozialprodukts belastet.
Wolfango Piccoli, Experte beim Beratungsunternehmen Teneo, sagt, die Wähler seien bereit, der Neuankömmling Meloni eine Chance zu geben, sie sei die einzige Anführerin, die sich um das Amt bemühen werde.
Es kann einige Zeit dauern, eine Regierung zu bilden
Selbst wenn die Wahlergebnisse eindeutig sind, kann die Bildung einer neuen Regierung in Italien eine zeitraubende Aufgabe sein. Üblich sind vier bis zwölf Wochen.
Silvio Berlusconi brauchte 2008 24 Tage für die Regierungsbildung, Giuseppe Conti zehn Jahre später 89 Tage.
Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella berät sich mit den Präsidenten beider Kammern des Parlaments darüber, wer die Regierungsbildungsverhandlungen führen soll. Zu diesem Gespräch kommen auch die Führer der wichtigsten politischen Parteien und später die Vertreter der wichtigsten Fraktionen im Parlament.
Wenn das Wahlergebnis entscheidend ist, dauert dies kurze Zeit, in der Regel zwei Tage bis zu einer Woche. Danach ernennt der Präsident einen neuen Premierminister. Der Betroffene akzeptiert das Projekt unter Vorbehalt und führt Gespräche mit seinen Verbündeten über Ministersitze und Regierungspolitik.
Kommt es zu einer Einigung, geht der Vorschlag des Ministerpräsidenten erneut an den Präsidenten und beseitigt alle Vorbehalte.
Am selben Tag wird eine neue Regierung verkündet und der Präsident vereidigt. Von dort begeben sich die Minister zum Amtssitz des Premierministers, dem Palazzo Chigi in Rom, wo der Machtwechsel offiziell stattfinden wird.