Das Isländische Wetteramt hat ein Update zur Wahrscheinlichkeit eines neuen Ausbruchs am Sundhnúk veröffentlicht.
Wichtigste Punkte
– Magma sammelt sich seit Wochen langsam, aber konstant.
– Solange Nachschub fließt, bleibt ein Ausbruch jederzeit möglich.
– Die Unsicherheit über den Zeitpunkt steigt wegen der langsamen Akkumulation.
– Seit Juli über 17 Millionen m³ Magma – die fünftgrößte Menge der Serie.
– Risikobewertung gültig bis 6. Januar.
– Seismische Aktivität bleibt gering.
Entwicklung der Magmaansammlung
Die Magmaakkumulation unter Svartsengi verläuft langsam, aber stabil. Seit mehreren Wochen zeigt sich ein nahezu gleichmäßiger Zustrom, der die Prognose erschwert. Frühere Ausbrüche folgten einem abnehmenden Zuflussmuster, doch zuletzt blieb die Rate konstant. Diese Gleichmäßigkeit führt zu einem langen Unsicherheitsfenster, das sich über mehrere Monate ziehen kann.
Volumen der aktuellen Akkumulationsphase
Seit Juli haben sich mehr als 17 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt – vergleichbar mit der Menge vor dem Mai-2024-Ausbruch. Es ist eine der fünf größten Akkumulationsphasen der Serie seit Dezember 2023. Zudem zeigen Modelle, dass heute mehr Magma nötig ist, um einen neuen Magmaaufstieg oder Bruch zu erzeugen. Das deutet auf strukturelle Veränderungen im System seit 2024 hin.
Seismische Aktivität
In den vergangenen zwei Wochen wurden nur zwölf sehr kleine Erdbeben registriert, verteilt zwischen Stóra Skógfell und Grindavík. Die niedrige Seismizität ist kein Signal für Entspannung; mehrere frühere Ausbrüche kündigten sich fast ohne Beben an. Ausschlaggebend war meist der wachsende Druck im Untergrund.
Risikobewertung des Wetterdienstes
Die aktuelle Risikobewertung bleibt bis zum 6. Januar unverändert. Eine Anpassung folgt nur, wenn sich Magmazufluss, Bodenhebung oder seismische Aktivität deutlich verändern.
Die längste Ausbruchspause der Serie
Seit 126 Tagen gab es keinen Ausbruch entlang der Sundhnúk-Kraterserie – ein Rekord für diese laufende Eruptionsphase. Seit Dezember 2023 kam es zu neun Ausbrüchen, alle entlang der Reykjanes-Grabenstrukturen.
Einschätzungen der Deformationsforschung
Laut Benedikt Ófeigsson strömt weiterhin Magma unter Svartsengi nach. Etwa 19 Millionen Kubikmeter haben sich bislang angesammelt – mehr als beim Juli-Ausbruch, weniger als beim April-Ereignis. Je näher das Volumen an die Werte des letzten Ausbruchs heranrückt, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit eines neuen Eindringens oder einer Eruption.
Verschiebende Schwellen und wachsende Unsicherheit
Im Sommer wurde erwartet, dass die kritische Magmaschwelle Mitte Dezember erreicht sein würde. Da der Zufluss jedoch langsamer geworden ist, verschiebt sich dieser Zeitpunkt nun um Monate. Damit steigt die Unsicherheit: Möglich ist ein Ausbruch in naher Zukunft, aber auch ein lange anhaltender Stillstand.
Mögliche Szenarien
Ein Ausbruch um den Jahreswechsel ist denkbar. Ebenso könnte Magma monatelang nachströmen, ohne dass es zu einem Ereignis kommt – ähnlich wie während der Krafla-Feuer von 1975 bis 1984. Solange Magma fließt, bleibt ein Ausbruch möglich, aber keineswegs sicher.
Ausblick für die Reykjanes-Halbinsel
Selbst wenn die Sundhnúk-Kraterserie endet, bedeutet das nicht das Ende der vulkanischen Phase der Halbinsel. Typisch für Reykjanes sind Aktivitätsphasen in einem System, gefolgt von Pausen und späterer Aktivierung eines anderen Systems. Die aktuelle geologische Episode dürfte daher weitergehen.
Titelfoto Lava am Sundhnúk Ende Juli 2025 / Mirjam Lassak
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