Knapp die Hälfte der Gefangenen in Island besitzt eine ausländische Staatsbürgerschaft und im Durchschnitt sind das etwa 70 Prozent der Menschen, die sich in Haft befinden, berichtet RUV. Diese Situation führt zunehmend zu Herausforderungen im Strafvollzug. Birgir Jónasson, Direktor des isländischen Gefängnis- und Bewährungsdienstes, fordert daher eine Vereinfachung der Vorschriften, um ausländischen Häftlingen die Verbüßung ihrer Strafe im Heimatland zu ermöglichen.
„Die Gefängnisse in Island sind derzeit mehr oder weniger überfüllt. Wir können keine weiteren Personen aufnehmen – weder zur Untersuchungshaft noch zur Strafverbüßung“, erklärt Jónasson.
Probleme durch Überfüllung und lange Wartelisten
Mit durchschnittlich 70 Prozent Auslastung durch ausländische Häftlinge zu einem beliebigen Zeitpunkt stößt das isländische Justizsystem an seine Grenzen. Die Wartelisten für Haftstrafen sind mittlerweile so lang, dass in einigen Fällen Strafen verjährt sind.
Um Abhilfe zu schaffen, schlägt Jónasson verstärkten Einsatz gemeinnütziger Arbeit und elektronischer Fußfesseln vor. Diese Maßnahmen könnten nicht nur die Haftanstalten entlasten, sondern auch die Wartelisten verkürzen.
Fokus auf internationale Abkommen
Eine weitere Lösung sieht Jónasson in der Überstellung von Häftlingen in ihre Heimatländer. Island ist Teil eines Europaratsabkommens zur Überstellung von Strafgefangenen, doch dieses weist Schwächen auf. „Die Zustimmung der verurteilten Person ist oft Voraussetzung für eine Überstellung, was den Prozess erschwert. Hier müssen die Vorschriften überarbeitet und bilateral ergänzt werden“, betont Jónasson.
Die Reformpläne zielen darauf ab, den Strafvollzug effizienter zu gestalten und sowohl die Gefängnisse als auch die Justizverwaltung zu entlasten. Es bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen konkret umgesetzt werden.
Titelfoto: Litla Hraun – Gefängnis in Island / von Rutepwiki Wikimedia
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