Wissenschaftler warnen vor extremen Wetterereignissen nach Vulkanausbrüchen im Nordatlantik
Nach einem großen Vulkanausbruch in Island oder anderen arktischen Regionen ist mit einer vorübergehenden Zunahme extremer Wetterereignisse und Kälteeinbrüchen zu rechnen. Zu diesem Ergebnis kommen isländische und internationale Wissenschaftler, die kürzlich ihre Modellrechnungen in der Fachzeitschrift Atmospheric Chemistry and Physics veröffentlichten. Die Studien zielen darauf ab, die Auswirkungen schwefelreicher Vulkanausbrüche auf das Klima und Wettermuster im Nordatlantik zu untersuchen.
Schwefelpartikel aus Vulkanausbrüchen verursachen Störungen der thermischen Prozesse in der Atmosphäre, was weitreichende Auswirkungen auf die Winde in der oberen Atmosphäre und die globalen Wettersysteme haben kann. Bislang fehlten jedoch genaue Daten über die Klimareaktion auf solche Ausbrüche in nördlichen Regionen, was die Forschung umso wichtiger macht.
„Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis ein solcher Ausbruch in den nördlichen Vulkanregionen stattfindet“, erklärt Hera Guðlaugsdóttir, Postdoktorandin an der Háskóli Íslands, der Universität von Island, und Erstautorin der Studie. Sie verweist auf die verstärkte Vulkanaktivität in Island in den letzten Jahrzehnten an großen Vulkanen Islands wie Bárðabunga, Öræfajökull, Hekla, Katla und Reykjanes, wahrscheinlich sei es nur eine Frage der Zeit ist, bis es zu einem solchen Ausbruch kommt.
Die Studie nutzt Klimamodelle, um die Auswirkungen eines sechs Monate andauernden Vulkanausbruchs auf das Klimasystem der nördlichen Hemisphäre zu simulieren. Dabei wurde ein Ausbruch ähnlich dem des Mount Pinatubo im Jahr 1991 berücksichtigt, bei dem rund 14 Teragramm Schwefeldioxid in die Atmosphäre freigesetzt wurden.
„Klimamodelle ermöglichen es uns, eine Vielzahl von Experimenten durchzuführen, um die möglichen Auswirkungen eines Vulkanausbruchs zu simulieren und die Ergebnisse mit realen Ausbrüchen zu vergleichen“, so Guðlaugsdóttir weiter.
Die Forscher untersuchten die Auswirkungen eines Ausbruchs auf die Stratosphäre und den Polarwirbel in den ersten drei Wintern nach einem Vulkanausbruch. Besonders interessant waren dabei die Anomalien der Winde und Temperaturen in der oberen Atmosphäre, die zu einer plötzlich auftretenden Stratosphärenerwärmung führen könnten. Diese plötzliche Erwärmung könnte die Höhenwinde schwächen und damit Kälteeinbrüche auf der Nordhalbkugel verursachen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Vulkanausbrüche nicht nur das globale Klima, sondern auch regionale Wetterphänomene beeinflussen können. „Unsere Forschung zeigt, dass solche plötzlichen Erwärmungen Auswirkungen auf das Wetter in der Arktis und darüber hinaus haben können“, erklärt Guðlaugsdóttir.
Die Ergebnisse der Studie könnten als Grundlage für die Risikobewertung und die Vorbereitung auf mögliche Klimaveränderungen in Island und dem Nordatlantik dienen.
Der Research-Artikel kann hier abgerufen werden.
Titelfoto: Ausbruch an den Sundhnúksgígar im November 2024 / Mirjam Lassak
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