Der Kinderroman Hrím von Hildi Knútsdóttir und das Kinderbuch Skrímslavinafélagið von Tómas Zoëga, illustriert von Sólrún Ylfa Ingimarsdóttir, sind im Namen Islands für den Kinder- und Jugendliteraturpreis 2024 des Nordischen Rates nominiert.
Dies wurde heute um 10 Uhr in Gunnarshús bekannt gegeben. In diesem Jahr nominieren nationale Jurys insgesamt 14 Werke für den Preis, aber eine gemeinsame nordische Jury wählt den Gewinner des Jahres und der Preis wird am 22. Oktober live im Fernsehen verliehen. Der Preisträger erhält den Norðurljós-Preis und 300.000 dänische Kronen oder über sechs Millionen isländische Kronen.
Die nominierten Bücher des Jahres sind:
- Von den Ålandinseln ist das von Jenny Lucander illustrierte Bilderbuch Freja och Huggormen von Fredrik Sonck nominiert.
- Aus Dänemark werden die Bildergeschichte Per von Zenia Johnsen, illustriert von Signe Parkins, und das Bilderbuch Den fantastischen Bus von Jakob Martin Strid gespendet.
- Aus Finnland sind der Kinderroman Laske salaa kimmeneen von Laura Lähteenmäki und das von Maria Sann illustrierte Bilderbuch Skelettet von Malin Klingenberg nominiert.
- Von den Färöer-Inseln: das nominierte Bilderbuch Toran Gongur von Rakel Helmsdal.
- Aus Grönland ist die Zeichentrickserie Manguaraq von Christian Rex nominiert.
- Aus Island sind der Jugendroman Hrím von Hildi Knútsdóttir und Skrímslavinafélagið von Tómas Zoëga, illustriert von Sólrún Ylfa Ingimarsdóttir, nominiert.
- Aus Norwegen sind der Horrorroman „Udyr“ von Ingvild Bjerkeland und das von Åshild Irgens illustrierte Lesebuch „Oskar og eg“ von Maria Parr nominiert.
- Aus dem samischen Sprachraum ist der Jugendroman Hamburgerprinseassa – Eallá dušche oktii von Saiu Stueng nominiert.
- Aus Schweden sind das Bilderbuch „Någons bror“ von Viveka Sjögren und der Jugendroman „Bror“ von Alex Khourie nominiert.
Eine sehr wichtige Geschichte
Die isländische Jury besteht aus Helga Ferdinandsdóttir, Markús Már Efraím und Halla Þórlaug Óskarsdóttir, die als Ersatz fungiert.
In der von Forlagð veröffentlichten Rezension der Jury zu Hrím heißt es: „Hrím ist eine abenteuerliche Coming-of-Age-Geschichte eines jungen Mädchens, das einen schwierigen Kampf ums Leben in einer kalten und rauen Landschaft erlebt, die Menschen mit riesigen Tieren teilen.“ Hildur Knútsdóttir hat solide und dennoch exotische Werke geschaffen
Eine Welt, in der bekannte isländische Wahrzeichen Schauplätze und Landschaften der Geschichte sind. Hildur stellt die bekannten Ortsnamen der Gegend der Fremdartigkeit der furchterregenden Riesentiere gegenüber, die diese Welt beherrschen. Einige dieser Tiere wurden noch nie gesehen, aber seltsame Geräusche und andere Hinweise lassen auf eine drohende Gefahr schließen. All dies schafft ein Mysterium, das die isländische Folklore auf sehr kreative und fantasievolle Weise widerspiegelt.
„Die untergehende Sonne rötete die Wolkenpolster über dem Kinnarfjöll und in den Mulden darunter spiegelten sich Himmel und Heide.“ Jófriður schloss die Augen. Sie lauschte dem Zwitschern der Vögel, die damit beschäftigt waren, sich für die Nacht fertig zu machen, und den Tauen des Flusses. Kein anderer Fluss klang so. Laxá hatte ihre Schwester umworben, aber Jófríði fand sie immer noch schön. Wo viel Leben war, gab es auch viel Tod. Eins folgte unweigerlich dem anderen.
Das junge Mädchen Jófríður reist mit ihrer Herde durch die Jagdgebiete, die ihr Leben im Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten führen und sich von dem ernähren, was die Gruppe sammeln oder fangen kann. Die Angelausflüge zeigen deutlich, wie schwach der Mensch in der Welt der Riesentiere ist – etwa wenn sich eine große Menschengruppe zusammenschließen muss, um an Land einen Seehund zu holen. Indem der Autor die Menschheit so klein und ohne überlegene technologische Macht darstellt, wirft er Fragen zum Naturschutz und zum Wert eines Lebens im Einklang mit der Natur auf.
Allerdings handelt es sich bei der Erzählung in erster Linie um die Geschichte eines Teenager-Mädchens. Der Leser kann leicht über Jófríðas Interessen nachdenken, etwa über perlengenähte Kleidung aus Kopa-Haut oder verdrehte Liebesbeziehungen, bei denen sie sich zwischen Suðr, dem hübschen Jungen in Ljósavatnskaran, und ihrer Jugendfreundin Bresa entscheiden muss. Doch Jófríðas Leben wird auf den Kopf gestellt, als sie gezwungen ist, eine schwere Verantwortung für das Wohlergehen und die Zukunft der gesamten Gemeinschaft zu übernehmen. Sie begibt sich alleine auf eine Reise, bei der sie sich nur auf sich selbst verlassen kann und ihre eigene finden muss
Möglichkeit, das Wohlergehen ihres Volkes zu gewährleisten. Die Geschichte ist rasant und spannend, der Kampf mit der Natur treibt die Geschichte voran, doch im Mittelpunkt steht nicht weniger Jófríðars innerer Konflikt. Die Charakterisierung ist stark, insbesondere in der Beschreibung von Jófríði und ihrem Kampf mit sich selbst, aber auch die Nebencharaktere sind vielschichtig und interessant.
Hrím ist eine wichtige Geschichte, die auf eindringliche und spannende Weise die heikle Beziehung zwischen Mensch und Natur zeigt und damit für die Standpunkte des Umweltschutzes spricht. „Hrím“ ist ein Aufruf an junge Leser und an uns alle, sich auf die Seite der Natur zu stellen.“
In der Vorstellung der Jury zu Hildi heißt es, sie sei eine „vielseitige und produktive Autorin, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene schreibt und ihre Erzählfelder gleichermaßen aus dem Alltagsleben und der Welt der Fantasie wählt.“ Für ihre Bücher erhielt Hildur zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2016 den isländischen Literaturpreis für das Jugendbuch Vetrarhárkur. Hrím gewann 2023 den Buchhändlerpreis und wurde im selben Jahr für den isländischen Literaturpreis nominiert.
Ein Buch über Freundschaft
In der Begründung der Jury am Die Monster Friendship Society sagt: „Das Skrímslavinafélagið erzählt die Geschichte von Stefania und Pétri, die täglich am schmutzigen Bach auf dem Schulgelände spielen und tapfere Wasserbobs einsammeln, die sich zwischen rostigen Einkaufswagen verstecken. Wir treffen auch Jóhanni Steini, die gerade in Stefanias Klasse angefangen hat. Schnell wird klar, dass Pétur von dieser neuen Schulkameradin überhaupt nicht begeistert ist und nicht glaubt, dass in ihrem Geheimbund Stefania Platz für mehr als zwei ist.
In Skrímslavinafélagin werden alltägliche Widrigkeiten aus der Sicht junger Leser in einer einfachen, aber ausführlichen Erzählung diskutiert, die mit Respekt für Kinder geschrieben wurde. Der Schwerpunkt liegt nicht auf einer moralischen Botschaft, sondern die Stärke des Buches liegt darin, wie Alltagsleben und Abenteuerdenken miteinander vermischt werden. Den Autoren gelingt es auf einzigartige Weise, all die kleinen, aber großartigen Dinge hervorzuheben, die die Jugend auszeichnen.
Stefanía und Pétur nehmen eine Probe des mysteriösen Schwarzpulvers, das die Mauer in ihrer Schule produziert, und zeigen sie der Hexe aus der Nachbarschaft. Hier wird die Perspektive des Kindes weiter gestärkt. Die Hexe ist eine ältere Frau aus der Nachbarschaft, die ein wenig im Widerspruch zum Konventionellen steht, aber nichts Besonderes ist. Ein erwachsener Leser erkennt, welches Material die Kinder gefunden haben. Schimmel in Schulgebäuden ist in Island ein häufiges Problem und sogar ein soziales Übel. Doch was in den Augen der Erwachsenen ernst ist, wird für die Kinder zum Stoff eines erstaunlichen Abenteuers.
Die Charakterisierung des Buches ist äußerst unterhaltsam und zeigt sich am besten im Kampf der Freunde mit den äußeren Bedingungen. Stefanía ist neugierig, mutig und impulsiv, aber Pétur ist vorsichtig und geht kein unnötiges Risiko ein, weder gegenüber Menschen noch gegenüber der Natur. Stefanía ist ein starkes Vorbild. Sie neckt nicht, sie ist verspielt und lustig, erzählt es aber auch ihrer Freundin. Peter hingegen neigt zur Unsicherheit. Die Dynamik zwischen den Charakteren hilft jungen Lesern, einen moralischen Kompass zu entwickeln, ohne dass dieser ihnen direkt aufgedrängt wird.
Sólrún Ylfas Bilder sind farbenfroh und lebendig, voller Humor und kleiner lustiger Momente, die den Reiz des Buches steigern. Der Stil ist zielgerichtet und die Bilder passen in ihrer Einfachheit und den vielen darin verborgenen Details zum Buchtext.
Das Buch handelt von Freundschaft, den Komplikationen, wenn aus einem Duo ein Trio wird, vom Ausgeschlossensein oder Einbeziehen. Sie bietet Vorträge über Entscheidungen im Alltag von Kindern, welche Konsequenzen diese für sich selbst und andere haben und wie man Verantwortung für sein Handeln übernimmt. Das Thema steht in direktem Zusammenhang mit der Realität isländischer Kinder, aber die besprochenen Probleme werden nie größer als das Märchen sein.
In der Einleitung der Jury zu Tómas und Sólrún heißt es: „Tómas Zoëga promoviert an der Universität Oslo und schreibt gleichzeitig.“ Für das Kinderbuch Vetrargestir gewann er 2020 den isländischen Hörbuchpreis in der Kategorie Kinder- und Jugendbücher.
Sólrún Ylfa Ingimarsdóttir ist Geigerin, Illustratorin und Animatorin. Sie hat
illustrierte Kinderbücher und drehte Stop-Motion-Kurzfilme. Sólrún studiert Violine an der Königlich Dänischen Musikakademie in Kopenhagen. Tómas und Sólrún Ylfa gewannen mit der Geschichte „Die Hexe in der Küche“ den Wettbewerb zwischen der Stadtbibliothek und der Stadt der Literatur für den Weihnachtskalender des Jahres 2020.
Erhältlich im Nordic House
Der Kinder- und Jugendliteraturpreis des Nordischen Rates ist die jüngste Auszeichnung des Nordischen Rates, wurde jedoch erstmals 2013 mit dem Ziel verliehen, das Bewusstsein für nordische Kinder- und Jugendbücher zu schärfen.
Der Preis wird an ein in einer nordischen Sprache verfasstes Kinder- und Jugendromanwerk verliehen. Das Werk kann Bild und Text kombinieren und muss hohen literarischen und künstlerischen Ansprüchen genügen.
Der Nordische Rat vergibt jedes Jahr fünf Preise, zusätzlich zur Kinder- und Jugendliteratur in den Bereichen Literatur, Film, Musik und Umweltthemen. Alle detaillierten Informationen zur Auszeichnung erhalten Sie auf der Website norden.org, wo Sie die Bewertungen der Jurys nachlesen können.
Es ist erwähnenswert, dass alle nominierten Bücher des Jahres in der Originalsprache in der Bibliothek von Norræna hús erhältlich sind. Dort sind auch alle Gewinnerbücher der ersten Stunde abrufbar. Die Geschäftsstelle beider Literaturpreise des Nordischen Rates ist seit 2014 im Nordischen Haus untergebracht.