Isländischer Tourismusverband sieht Entwicklungspotenzial jenseits des Südens
Die isländische Sommersaison ist ähnlich angelaufen wie im Vorjahr, doch viele Buchungen erfolgen dieses Jahr deutlich kurzfristiger. Laut Pétur Óskarsson, dem Vorsitzenden des isländischen Tourismusverbandes, sei das vor allem auf allgemeine Unsicherheiten im Markt zurückzuführen. „Das Buchungsfenster ist kürzer geworden. Ich rechne damit, dass wir leicht unter dem Niveau von 2024 bleiben, aber nicht dramatisch“, so Óskarsson.
Ein Großteil der Besucher zieht es weiterhin in den Süden des Landes – eine Region, die in den letzten Jahren erheblich in Infrastruktur investiert hat. Für andere Landesteile bleibt es hingegen eine Herausforderung, Touristen dorthin zu lenken. „Es ist unser Ziel, Reisende zu motivieren, weiter durchs Land zu reisen“, sagt Óskarsson bei RUV.
Kreuzfahrtgebühr sorgt für Turbulenzen
Kritik äußert der Verbandsvorsitzende an der im Frühjahr eingeführten Infrastrukturabgabe für Kreuzfahrtschiffe. Diese habe in kleineren Gemeinden, die stark auf Kreuzfahrtgäste angewiesen sind, zu Problemen geführt. Zwar hätten viele Reedereien die Abgabe grundsätzlich akzeptiert, jedoch sei die kurzfristige Einführung schwierig gewesen. Die Regierung hat inzwischen angekündigt, das Modell zu überarbeiten – was der Verband ausdrücklich begrüßt.
Teure Krone trübt das Preisgefühl
Ein weiteres Thema, das der Branche Sorge bereitet, ist die Aufwertung der isländischen Krone. Viele Reisende empfinden die Preise in Island als hoch, was sich spürbar auf das Besuchererlebnis auswirkt. „Unsere Gäste sagen uns, dass vieles hier im Vergleich sehr teuer erscheint“, berichtet Óskarsson. Die Preisgestaltung für 2026 sei bereits in Arbeit – man rechne mit Erhöhungen von rund 5 bis 10 Prozent.
Blick in die Zukunft: Mehr Qualität, gezielteres Marketing
Für das kommende Jahr will sich die Branche stärker auf nachhaltigen und hochwertigen Tourismus konzentrieren. Ziel ist es, Besucher anzusprechen, die länger bleiben, das Land intensiver bereisen und einen größeren Beitrag zur lokalen Wirtschaft leisten. Gleichzeitig wartet die Branche gespannt auf die neuen Marketingstrategien der Regierung.
„Wir müssen gar nicht mehr Gästen hinterherjagen, aber wir brauchen Gäste, die mehr zurücklassen – in Zeit, Interesse und Wertschöpfung.“
Titelbild Seljalandsfoss im Süden Islands / © Mirjam Lassak
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