Zwei Teenagerinnen sind über Deutschland nach island geflogen und wurden mit einer der größten je entdeckten Drogenlieferungen festgenommen. Beide besitzen eine europäische Staatsbürgerschaft. Aus welchem Land, wurde nicht bekannt.
Zwei Mädchen, Jahrgang 2006 und 2007, wurden diese Woche am Flughafen Keflavík wegen großangelegten Drogenhandels mit gefälschten Oxycontin-Tabletten festgenommen. Die Polizei in Suðurnes vermutet die Ausbeutung durch ein internationales Drogenkartell.
Eine Untersuchung ergab, dass es sich um gefälschte Oxycontin 80 Tabletten handelte, die kein Oxycodon, sondern sogenanntes Nitazene enthalten.
„Schon ein Tablettensplitter kann einen Menschen töten. So ist die Situation“, sagt Alda Hrönn Jóhannsdóttir, Chefanwältin der Polizei von Suðurnes.
Eine der beiden ist minderjährig
Eine der beiden, die noch minderjährig ist, wurde mit rund 20.000 gefälschten Oxycontin-Tabletten aufgegriffen. Der geschätzte Straßenverkaufswert beträgt rund 115 Millionen ISK.
Beide Mädchen befinden sich derzeit in Untersuchungshaft, die jüngere wird aufgrund ihres Alters in Zusammenarbeit mit dem isländischen Jugendamt betreut. Polizeichef Úlfar Lúðvíksson von der Region Suðurnes betonte gegenüber der Presse, dass kriminelle Netzwerke gezielt junge Menschen für den Drogenschmuggel ausnutzen – das Alter der beiden Festgenommenen sei jedoch auch in diesem Zusammenhang ungewöhnlich niedrig.
„Die Ermittlungen konzentrieren sich aktuell auf die Reiseroute der beiden Mädchen und darauf, potenzielle Komplizen zu identifizieren“, so Lúðvíksson weiter.
Die meisten Kriminellen im Gewahrsam sind Ausländer
Der Fall reiht sich ein in eine wachsende Zahl ähnlicher Delikte: Aktuell befinden sich 20 Personen auf der Polizeiwache in Suðurnes in Gewahrsam. Von diesen sitzen vierzehn wegen Drogenhandels in Untersuchungshaft, allesamt Ausländer.
Regierung sieht organisierte Kriminalität als wachsendes Problem in Island
Nach der Festnahme reagiert die isländische Regierung mit ersten Maßnahmen gegen die organisierte Kriminalität. Justizministerin Þorbjörg Sigríður Gunnlaugsdóttir sprach nach einer Regierungssitzung von einem „alarmierenden Signal“ und kündigte verstärkte Polizeipräsenz in der Innenstadt an Wochenenden an.
Die beschlagnahmten Tabletten enthalten 80 Milligramm eines hochgefährlichen Opioids und gelten laut Polizei als eine der größten je in Island entdeckten Drogenlieferungen. Es wird vermutet, dass die Einfuhr Teil einer groß angelegten Operation internationaler Banden ist.
„Es ist leider eine Tatsache, dass das organisierte Verbrechen in Island Fuß gefasst hat“, so die Ministerin im Interview mit RUV. Neben der sichtbaren Polizeipräsenz sollen auch Maßnahmen im Bereich Nachtleben geprüft werden, etwa schärfere Auflagen für Sicherheitsdienste und Türsteher.
Der Bezirksstaatsanwalt Ólafur Þór Hauksson zeigte sich besorgt über das zunehmende Ausmaß organisierter Kriminalität im Land. „Wir beobachten mehr Gewalt und schnell wachsende Aktivitäten dieser Gruppen“, sagte er. Die Polizei erwägt zudem eine Ausweitung ihrer Ermittlungsbefugnisse.
Im 2024 saßen Kinder insgesamt 630 Tage in Gewahrsam
Die Situation in Island stellt die Behörden vor zusätzliche Herausforderungen: Es mangelt an geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten für junge Untersuchungshäftlinge. Laut dem Kinderombudsmann herrscht ein Ausnahmezustand – allein im vergangenen Jahr verbrachten Kinder insgesamt 630 Tage in Haft oder Gewahrsam.
Titelbild: Polizei Suðurnes