Besuch bei der Einsatzleitung des ICE-SAR Rescue-Teams Þorbjörn in Grindavík und den Bau einer neuen Bypassleitung in Svartsengi
Auf Einladung der Polizei Sudurnes hatte ich gestern die Möglichkeit, die Einsatzleitstelle das Team Porbjörn im Hafen von Grindavik, die neue Arbeitsstraße über die Lava und die Arbeiten an der neuen Pipeline für das Heißwasser zu besichtigen.
Dazu musste ich, wie alle Grindaviker auch, wenn sie in ihre Stadt möchten, einen QR-Code bei Allmannavarnir, also dem Zivilschutz, beantragen. Dieser kam kurz vor Mitternacht per eMail, auch hier wird wohl derzeit in einer 24-Stunden-Schicht gearbeitet. Vorschrift war das Tragen eines Schutzhelmes, den ich mir bei Húsasmiðjan in Hafnarfjördur kaufte. Treffpunkt war der Check-Point auf der Nesvegur, kurz vor Grindavik, den ich schon von meinem Besuch im Dezember kannte.

Wir waren zunächst nur zu zweit: Ein Kollege, der für die BBC als Fotograf arbeitete und ich. Gefahren wird im eigenen Auto in Escorte. Als erstes besuchten wir das ICE-SAR Rescue-Team Þorbjörn in Grindavík. Es war gerade Mittagszeit und das Mittagessen wurde angeliefert. Es wird gut gesorgt für alle. Es gibt alle Arten von Getränken, ein Bufett mit kalten speisen und Obst und ganz viele Süßigkeiten – das ist Nervennahrung. Danach schlossen wir uns den isländischen Medien auf der Pressetour an.






Tag und Nacht arbeiten ungefähr hundert Menschen in drei Acht-Stunden-Schichten am Bau einer neuen Bypassleitung entlang Njarðvíkuræð in Svartsengi. Njarðvíkuræð ist eine besonders wichtige Warmwasserleitung, durch die heißes Wasser vom Geothermiekraftwerk Svartsengi zu allen Haushalten und Unternehmen auf Reykjanes fließt. Bis zu 30.000 Menschen sind auf Warmwasser aus dieser Leitung angewiesen. Ihr Nachteil ist, dass sie oberirdisch auf Stelzen steht.
Am Freitag floss Lava über die Hauptleitung
Am Freitag war Lava über diese Leitung geflossen und kappte damit die Warmwasser- und Heizungszufuhr für alle Gemeinden und Haushalte auf Reykjanes. Alle Haushalte, Hotels, der Flughafen sind davon betroffen. Die Folge war, dass alle Elektroheizungen in Island ausverkauft sind, Kópavogur lädt die Bewohner von Suðurnes ein, kostenlos zu schwimmen, bis warmes Wasser verfügbar ist. Die Fahrer von Elektroautos sind aufgefordert, ihre Autos nicht zu laden, da inzwischen auch der Strom vor der Überlastung steht.
Neues Bypassrohr ist 500 Meter lang und 80 Tonnen schwer
Ungefähr 50 Leute arbeiteten an Montage und Verschweißen der neuen Rohre, als ich gestern bei Svartsengi die Fotos machte. Kristinn Harðarson, Produktionsleiter bei HS Orka, erklärte, dass das neue Bypassrohr, das etwa 500 Meter lang und etwa 80 Tonnen schwer sein wird, in den nächsten Tagen fertig sein wird. Viele Schweißteams arbeiten gleichzeitig an dem Projekt entlang der Stahlrohre.

Er sagt auch, dass an diesem Projekt alles einzigartig sei. Es war nicht selbstverständlich, eine Straße über die Lava zu bauen. Sie vereinfacht aber die Arbeiten wegen des Zufahrtsweges für die neue Pipeline erheblich. Die Arbeiten laufen gut und schneller als gedacht und er sei recht optimistisch, dass sie in den nächsten Tagen abgeschlossen sein werden.







Vorausschauend der Lava wurde eine leistungsstarke Heißwasserleitung in einer Senke gegraben und mit Njarðvíkuræð verbunden. Sie wurde trotzdem beschädigt, als die Lava sie überfloss, sagt Kristinn. Es sei der Lava gelungen sei, die Erdfüllung wegzudrücken und zum Rohr zu gelangen. Es war eine große Enttäuschung, den Warmwasserfluss nach Reykjanesbær zu verlieren.




Schwierigste Arbeitsbedingungen
Die Bedingungen vor Ort waren recht schwierig zum Schweißen, wegen Wind und Minusgraden. Unter solchen Umständen zu arbeiten, heißt auch, für größtmögliche Sicherheit zu sorgen und alles wird dafür getan, sie so gut als möglich einzuhalten. Der Bau schreitet in einem außergewöhnlichen Tempo voran.



Heißes Wasser teilweise verfügbar
Heute kam die gute Nachricht, dass gegen vier Uhr morgens das heiße Wasser begann, in die Tanks von Fitju zu fließen. Gegen acht Uhr morgens begann das Wasser in das Verteilungssystem zu fließen, so dass es in einigen Häusern auf der Halbinsel Reykjanes mittlerweile Warmwasser gibt. HS Orka hat die ganze Nacht durchmontiert. Danach übernahm HS Veitur, da bereits Warmwasser in die in Fitju befindlichen Lagertanks gepumpt worden war. HS Veitur beginnt langsam, Wasser in ihre Systeme zu pumpen, die zu den Häusern führen.
Nachtrag um 22:00 Uhr: Nachdem in Rekordzeit eine neue Warmwasserleitung verlegt wurde, fließt nun heißes Wasser durch Suðurnes. Trotz Warmwassers gibt es derzeit noch keine Wärme in den Heizungen, da der Volldruck auf die Systeme noch nicht erreicht wurde.








Sie sind so hoch wie ich.





Lavaschutzmauer von der Eruption am 18.12.2023
Danach sind wir noch kurz an die Eruptionsstelle vom 18.12.2023 in Grindavik gefahren. Dort, wo der Hubschrauber über der Lava eine neue Stromversorgung gezogen hat.





Rohre in Nähe des Flughafens Keflavik
Nach der Tour bin ich noch zu der Stelle in der Nähe des Flughafens Keflavik gefahren, an der die Rohre dort in der Nähe weiter verlaufen. Diese sind funktionsfähig und nicht beeinträchtigt. Aber ich habe gesehen, dass entlang der gesamten Pipeline ein Schneepflug gefahren ist, um den Arbeitern den Weg frei zu machen, die die die Rohre kontrolliert haben.




Zusammenhalt und Spirit für die Gemeinschaft
Bei dem Erlebten fand ich mich inmitten menschlicher Entschlossenheit und Zusammenarbeit wieder. Hier, wo die Erde ihr Inneres in Form von Vulkanausbrüchen entlädt, stand ich am Rand des Geschehens, während Arbeiter eine neue Lebensader für die Gemeinschaft legten: eine Bypassleitung für die zerstörte, heißwasserführende Leitung. Unter Bedingungen, die jegliche Vorstellungskraft sprengen, gehen sie unerschrocken hinaus, um ihre Aufgabe zu erfüllen – nicht nur im Dienste ihrer Pflicht, sondern auch ihres Überlebens.
Hier steht keine Bürokratie oder Frage nach Arbeit in einer 24-Stunden-Schicht im Wege. Hier wird gehandelt, schnell gehandelt. Diesen Esprit und Kampfesgeist spürte ich auf jedem Zentimeter. Ich spüre ihn auch an der Musikbox, die ein Schweißteam auf eines der Rohre gestellt hat – Musik spendet Trost und verbindet.
Den Geruch, die gespürte Wärme und den Geist des Zusammenhaltes am Rande des Lavafeldes vergisst niemand, es vereint für ein Leben.
Fotos können unter Angabe der Quelle / Saltylava | Nachrichten aus Island gerne geteilt werden.
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