Heinemann übernimmt Duty-Free-Shop in Keflavík und gibt neuen Namen Iceland – Duty Free: Kontroverse um Wettbewerb und Monopolstellung
Das deutsche Unternehmen Heinemann übernimmt ab dem 7.5.2025 den Betrieb des Duty-Free-Shops am Flughafen Keflavík, nachdem es eine Ausschreibung der Aktiengesellschaft Isavia gewonnen hatte. Doch bereits im Vorfeld der Übernahme gab es Vorwürfe, dass Heinemann gegen die Ausschreibungsbedingungen verstoßen habe. Diese sahen vor, isländische Produkte im Duty-Free-Bereich weiterhin zu priorisieren und kleinere Unternehmen durch soziale Verantwortung zu fördern.
Kleine Unternehmen verlieren ihren wichtigsten Markt
Der Duty-Free-Shop ist für viele kleine und mittlere Produktionsunternehmen in Island – darunter Hersteller von Kosmetik, Süßwaren und alkoholischen Getränken – eine entscheidende Verkaufsstelle. Für einige dieser Unternehmen macht der Duty-Free-Handel einen Großteil ihres Umsatzes aus.
Heinemann fordert nun von den isländischen Lieferanten, ihre Preise so weit zu senken, dass das Unternehmen Margen von 60 bis 70 Prozent erzielen kann, wird bei Visir berichtet. Zusätzlich bietet der neue Betreiber längere Zahlungsziele an, was den Cashflow der kleinen Unternehmen erheblich belastet. Die höheren Margen sollen jedoch nicht zu günstigeren Preisen für die Passagiere führen, sondern die Profite von Heinemann steigern. Der isländische Arbeitgeberverband kritisiert dies stark.
Keine Alternativen für isländische Produzenten
Die heimischen Produktionsunternehmen befinden sich in einer Zwickmühle. Akzeptieren sie die Bedingungen von Heinemann, drohen ihnen Einnahmeverluste von mehreren zehn Prozent. Lehnen sie ab, verlieren sie möglicherweise ihren wichtigsten Absatzmarkt. Andere Vertriebsmöglichkeiten am Flughafen gibt es nicht, da die Verträge von Isavia den Verkauf über alternative Anbieter untersagen.
Kritiker bemängeln, dass die Maßnahmen nicht auf günstigere Preise für Passagiere abzielen, sondern lediglich Heinemanns Gewinnmarge erhöhen.
Kritik an mangelnder sozialer Verantwortung
Die von Isavia geforderten sozialen Kriterien, die besonders kleine und mittlere Unternehmen schützen sollten, wurden laut Kritikern nicht eingehalten. Stattdessen verschärfen Heinemanns Maßnahmen den wirtschaftlichen Druck auf die heimischen Produzenten erheblich.
Wettbewerbsfragen und staatliche Verantwortung
Die isländische Wettbewerbsbehörde hat den Duty-Free-Handel am Flughafen Keflavík als eigenständigen Markt definiert. Kritiker werfen dem Staat vor, Heinemann eine marktbeherrschende Stellung eingeräumt zu haben. Obwohl das Wettbewerbsgesetz den Missbrauch einer solchen Stellung untersagt, gibt es bislang keine Anzeichen für ein Eingreifen der Behörde.
Bereits 2019 wurde festgestellt, dass der Duty-Free-Shop am Flughafen Keflavík ein staatliches Alkoholmonopol im Sinne des EWR-Abkommens darstellt. Damals wurden Regelungen eingeführt, um Transparenz und Gleichbehandlung beim Einkauf zu gewährleisten. Doch diese scheinen für Heinemann nicht zu gelten.
Der isländische Staat, als Eigentümer von Isavia und Ernennungsorgan des Vorstands, trägt eine entscheidende Verantwortung. Der neue Finanz- und Wirtschaftsminister teilt die Bedenken des isländischen Arbeitgeberverbandes allerdings nicht. In den Nachrichten wurde er kürzlich mit den Worten zitiert: „In einer Marktwirtschaft müssen die Menschen einfach schwimmen.“
Vorübergehende Schließung diese Woche
Der neue Betreiber führt einen neuen Namen ein, und zwar Iceland – Duty Free. Aufgrund der Übernahme und geplanter Änderungen bleiben die Geschäfte von Dienstagabend bis Mittwochmorgen vorübergehend geschlossen.
Schließzeiten der Duty-Free-Shops:
- Abflugsbereich: Schließt am 6. Mai um 20:00 Uhr, Wiedereröffnung am 7. Mai um 16:00 Uhr
- Laufkundschaft: Schließt am 6. Mai um 23:00 Uhr, Wiedereröffnung am 7. Mai um 07:00 Uhr
- Shop am Abfluggate: Schließt am 6. Mai um 20:00 Uhr, Wiedereröffnung am 7. Mai um 09:00 Uhr
Entgegen der Kritik kündigte Heinemann an, den Schwerpunkt künftig stärker auf Produkte isländischer Marken zu legen. Mindestens 30 % des gesamten Sortiments sollen isländisch sein. Zudem wird das Sortiment insgesamt erweitert. Passagiere, die während der Schließzeit keine Einkäufe tätigen können, erhalten einen 20 %-Rabatt-Coupon, der ein Jahr lang in den neuen Iceland-Duty-Free-Shops gültig ist.
Geplante Neugestaltung
Die Neueröffnung ist der erste Schritt einer umfassenden Umgestaltung aller Geschäfte, die im kommenden Jahr abgeschlossen sein soll. „Unser Ziel ist es, das Kundenerlebnis so angenehm wie möglich zu gestalten. Jeder soll spüren, dass er sich in Island befindet, sei es durch das Design der Geschäfte oder die Produktauswahl“, erklärte Frank Hansen, CEO von Iceland Duty Free.
Was bleibt?
Die Entwicklungen um den Duty-Free-Shop werfen die Frage auf, wie sich der Markt für isländische Produkte künftig gestalten wird und ob kleine Unternehmen gegen die Macht internationaler Betreiber bestehen können.
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