In den letzten Tagen wurde am Seismometer am Grímsfjall eine langsam zunehmende seismische Störung festgestellt. Diese Entwicklung deutete darauf hin, dass vom Grímsvötn aus ein Gletscherrückgang begonnen hat, wie das Wetteramt mitteilt. Der Gletscherabfluss tritt unter dem Skeiðarjökull hervor und fließt in den Fluss Gígjukvísl.
Normalerweise wächst der Abfluss langsam, und es kann mehrere Tage dauern, bis die ersten Anzeichen an der Wassermessstation in Gígjukvísl registriert werden. Weitere Tage vergehen, bis der Abfluss seinen Höchststand erreicht. Starke Regenfälle in den letzten Tagen erschweren jedoch die Beobachtung der frühen Warnsignale.
Der Zivilschutz hat aufgrund des Gletscherlaufs von Grímsvötn ein gewisses Maß an Unsicherheit festgestellt.
Aktuelle Lage und Prognosen
Die aktuelle Wassermenge im Grímsvötn wird auf 0,25 km³ geschätzt. Das entspricht etwa einem Drittel des Wasserstandes vor dem Lauf von 2021. Experten gehen davon aus, dass der maximale Abfluss in Gígjukvísl Ende dieser Woche erwartet wird. Der Durchfluss könnte bis zu 1.000 m³/s erreichen, sollte aber keine Schäden an Straßen oder Brücken verursachen.
Reisende am Vatnajökull sollten besonders vorsichtig sein, da sich neue sinkhöhlen in der Nähe von Grímsfjall bilden könnten. Außerdem besteht die Gefahr von Gasverschmutzungen am Gletscherausläufer des Skeiðarjökull.
Verbindung zu Vulkanausbrüchen
Es gibt Beispiele dafür, dass Gletscherläufe Druckentlastungen verursachen, die Vulkanausbrüche auslösen können. Solche Szenarien traten zuletzt 2004, 1934 und 1922 auf. Dennoch sind Ausbrüche im Grímsvötn ohne Gletscherlauf weitaus unerreichbar. Der letzte Ausbruch ereignete sich 2011 und stand nicht mit einem Abfluss in Verbindung.
Die Erdbebenaktivität im Grímsvötn liegt bisher im normalen Bereich, doch während des Gletscherlaufs könnte sie zunehmen. Das Geowissenschaftliche Institut überwacht die Situation genau und wird regelmäßig Updates bereitstellen.
Weitere Informationen zum Grímsvötn und seiner geologischen Bedeutung findet ihr auf der Webseite der isländischen Vulkane.

Der Zivilschutz hat aufgrund des Gletscherabflusses vom Grímsvatten ein gewisses Maß an Unsicherheit festgestellt. Foto/Öffentliche Verteidigung
Kein Kontakt zum GPS-Gerät
Es heißt auch, dass mit dem GPS-Gerät des Geowissenschaftlichen Instituts auf dem Eisschild im Grímsvötn kein Kontakt hergestellt werden könne und es daher schwieriger sei abzuschätzen, wie schnell das Wasser aus den Seen und den Kanal unter dem Skeiðarárjökull hinunterfließt, als Turbulenzmessungen am Grímsfjall geben Hinweise auf die Entwicklung der Strömung.

Titelbild: Roger McLassus – CC BY-SA 3.0, Link