Kapitäne Islands fordern: Wechselwirkungen zwischen Walen und Fischbeständen mehr erforschen
Bericht über Walraubzüge und ihren Einfluss auf die Fischbestände
In einem Artikel der Angelnachrichten der isländischen Wirtschaftszeitung Viðskiptablaðið verweist der Vorsitzende der gemeinnützigen Vereinigung isländischen Kapitäne, Árni Sverrisson, auf die Arbeiten von Gísli Arnór Víkingsson, einem renommierten Meeresbiologen und Walexperten, der im Juli 2022 verstorben ist. Gísli berichtete über den enormen Nahrungsverbrauch von zwölf bedeutenden Walarten vor der Küste Islands. Der jährliche Gesamtraubzug dieser Arten beläuft sich auf 7,6 Millionen Tonnen, darunter 3,3 Millionen Tonnen Fisch. Diese Zahlen werfen ein Licht auf die ökologischen Wechselwirkungen zwischen Walen und Fischbeständen.
Die aktuelle Lodde-Krise
Laut Árni Sverrisson erleben die isländischen Fischer eine schwere Krise: Die Lodde-Saison, die normalerweise jetzt ihren Höhepunkt erreichen würde, ist ausgefallen. Bereits seit 2019 gab es keinen nennenswerten Lodde-Fang, was die Volkswirtschaft stark belastet. Ein gutes Lodde-Jahr könnte bis zu 40 Milliarden Kronen an Exporteinnahmen einbringen. Stattdessen liegen viele Hochseefischereifahrzeuge untätig am Dock.
Sverrisson betont, dass Wale große Mengen an Lodde und anderen Fischen fressen. „Es ist offensichtlich, dass der Wal die Lodde frisst“, sagt er. Dies führt zu ernsthaften wirtschaftlichen Konsequenzen für die Fischereiindustrie.
Hafró: Rückgang der Lodde-Produktion bestätigt
Guðmundur J. Óskarsson vom isländischen Meeresforschungsinstitut Hafró erklärte am 15. Februar, dass es starke Hinweise auf einen Rückgang der Produktivität des Loddebestands gibt. Umweltveränderungen und steigende Meerestemperaturen werden als mögliche Ursachen genannt. Zudem beeinflussen Wale, die große Mengen an Fisch konsumieren, die Bestandsentwicklung.
Die Konkurrenz um Nahrung: Wale und Fischer im Konflikt
Sverrisson hebt hervor, dass Wale und Fischer um die gleichen Ressourcen konkurrieren. Gísli Víkingsson schrieb bereits im Jahr 2000, dass viele Walarten nicht nur Krill, sondern auch kommerziell gefangene Fischarten fressen. Der starke Anstieg der Walpopulationen, insbesondere von Buckelwalen und Finnwalen, verstärkt den Druck auf die Fischbestände.
Forschung als Schlüssel zur Lösung
Árni Sverrisson fordert eine stärkere Unterstützung der Meeresforschung und einen intensiveren Dialog zwischen allen Beteiligten. Die komplexen ökologischen Wechselwirkungen zwischen Walen und Fischbeständen, insbesondere in Zeiten sich schnell verändernder Umweltbedingungen, erfordern ein besseres Verständnis. Nur so können nachhaltige Lösungen für die Zukunft der isländischen Fischerei und des Walfangs gefunden werden.
Seit Jahren beobachten Kapitäne massive Walschwärme, die der Route der Lodde-Migration folgen – vom tiefen Nordosten Islands bis hin zu den Laichgebieten in Faxaflói und Breiðafjörður. Diese Entwicklung ist neu, denn in früheren Jahren war dieses Verhalten nicht zu verzeichnen.
„Gelegentlich mache ich auf die Notwendigkeit aufmerksam, die Meeresforschung zu stärken und den Walfang bei uns Isländern voranzutreiben. Wir Kapitäne sind davon überzeugt, dass sich die Zunahme der Walpopulation auf den Loddebestand und andere Fischbestände auswirkt“, schreibt Árni.
Abgeordnete der Unabhängigkeitspartei arbeiten derzeit an der Vorbereitung einer parlamentarischen Entschließung zu einer Studie über die Auswirkungen von Buckelwalen auf die Lodde-Population.