Aktualisierte nordische Ernährungsempfehlungen
Eine neue Version der Nordic Nutrition Recommendations (NNR) wurde vom Nordischen Ministerrat veröffentlicht und am Dienstag in Harpa vorgestellt.
Empfehlenswert ist ein erhöhter Anteil pflanzlicher Lebensmittel, während der Anteil an Fleisch und Milchprodukten sinkt.
Dies ist das erste Mal seit der Veröffentlichung der ersten Ausgabe im Jahr 1980, dass die Ernährungsempfehlungen sowohl öffentliche Gesundheit als auch Umweltaspekte berücksichtigen. Sie sind die wissenschaftliche Grundlage für den Ernährungsrat der nordischen Länder und der baltischen Staaten.
Rune Blomhoff, Projektleiter der Ernährungsempfehlungen und Professor an der Universität Oslo, sagt, dass die Empfehlungen lokale Themen wie regionale Lebensmittelproduktion, Nachhaltigkeit, Lebensmittelsicherheit, Ernährungssicherheit, Tierschutz und kulturelle Belange nicht berücksichtigen.
Es ist Sache der jeweiligen Regierung, die Empfehlungen an diese Punkte anzupassen. Er ist jedoch optimistisch, dass die nordischen Länder die Produktion pflanzlicher Lebensmittel steigern können, um mehr Nachhaltigkeit zu erreichen.
Wissenschaft vor Politik
Laut Blomhoff bestand die größte Herausforderung darin, die Wissenschaft der Politik vorzuziehen. Zahlreiche Interessengruppen versuchten, Einfluss auf die Empfehlungen zu nehmen. Die am 20. Juni veröffentlichte Zusammenfassung ist 400 Seiten lang, aber später im Herbst wird ein detaillierter 2.000-seitiger Bericht veröffentlicht, in dem Sie die Hintergrundinformationen sehen können, auf die Sie sich verlassen haben. Es wurden strenge Anforderungen an die verwendeten Daten gestellt und alles daran gesetzt, eine Trefferseite zu vermeiden.
NNR wird verschiedene Auswirkungen haben, beispielsweise auf Einkäufe des Staates und der lokalen Behörden sowie auf die Agrarpolitik der Regierung. Bjørn Gimming, Vorsitzender des norwegischen Bauernverbandes, sagt in einem Interview mit Aftenposten, dass sich der NNR nur mit Fragen des Klimas und der öffentlichen Gesundheit befasst, nicht mit Nachhaltigkeit.
Er sagt, dass die Empfehlung von weniger als 350 Gramm Fleisch pro Woche bedeutet, dass Norwegen in seiner Lebensmittelproduktion nicht so nachhaltig sein wird. Die Ernährung sollte sich nach den an jedem Standort verfügbaren Ressourcen richten.
Was zu essen?
Im Vergleich zu den bisherigen Ernährungsempfehlungen empfehlen die neuen eine Erhöhung des Verzehrs von Lebensmitteln aus dem Pflanzenreich. Darüber hinaus wird ein erhöhter Verzehr von Fischfleisch aus nachhaltigen Fischbeständen gefördert, nämlich 300-450 Gramm pro Woche. Es wird empfohlen, den Verzehr von rotem und weißem Fleisch auf 350 Gramm pro Woche zu beschränken, da bei höherem Verzehr das Risiko für Darmkrebs steigt. Es wird darauf hingewiesen, dass der Verzehr von weißem Fleisch, wie z. B. Hühnchen, kaum negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat, seine Produktion jedoch negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Artenvielfalt hat.
Es wird empfohlen, täglich 500–800 Gramm Gemüse, Obst und Beeren zu essen. Der tägliche Verzehr von Getreide sollte mindestens 90 Gramm betragen, ein höherer Verzehr ist jedoch auch in Ordnung. Getreide ist neben Reis eines der Schlüsselnahrungsmittel beim Übergang zu umweltfreundlicheren Lebensmitteln. Der Verzehr von fettarmen Milchprodukten sollte zwischen 350 und 500 Milliliter pro Tag liegen. Darüber hinaus wird ein erheblicher Verzehr von Kartoffeln vermutet, da deren Produktion nur begrenzte Auswirkungen auf die Umwelt hat.
Empfohlen wird eine tägliche Einnahme von 20–30 Gramm Nüssen. Darüber hinaus wird ein erhöhter Verzehr von Saatgut empfohlen, obwohl es keine wissenschaftlichen Daten gibt, die auf eine konkrete Menge schließen lassen. NNR empfiehlt, den Verzehr verarbeiteter Lebensmittel, die viel Zucker, Fett und Salz enthalten, auf ein Minimum zu beschränken. Es konnten jedoch keine klaren Richtlinien gegeben werden, da einige verarbeitete Lebensmittel gesund sein können.
Der Bericht empfiehlt, jeglichen Alkoholkonsum zu vermeiden. Wenn jedoch Alkohol konsumiert wird, sollte dieser auf ein absolutes Minimum beschränkt werden. Das liegt daran, dass neue Forschungsergebnisse frühere Theorien widerlegt haben, die eine positive Wirkung von Alkohol auf die Gesundheit behaupteten.
Weitere Kritik
Aftenposten kritisiert, dass es keine Empfehlungen zu gesättigten Fettsäuren gibt, die unter anderem in Milchprodukten enthalten sind. Es wird darauf hingewiesen, dass neue Metaanalysen darauf hinweisen, dass die negativen Auswirkungen des Verzehrs dieser Fettart nicht so groß sind wie bisher angenommen. Darüber hinaus wird empfohlen, den Verzehr von Eiern auf eins pro Tag zu beschränken, obwohl es in letzter Zeit Daten gibt, die darauf hinweisen, dass sie eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben.
Internationale Anerkennung
Lebensmittelminister Svandís Svavarsdóttir sagte bei der Präsentation, dass dieser Bericht ein klarer Aufruf zum Handeln sei. Lebensmittelhersteller müssten auf die Herausforderung reagieren, indem sie gesunde und nahrhafte Lebensmittel produzieren, die die Umweltbelastung minimieren.
In die gleiche Kerbe schlug in seiner Ansprache auch der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Thedros Ghebreyesus. Die neuen Empfehlungen fördern eine stärkere Verbindung zwischen einem gesunden Leben und einem gesunden Planeten. Die WHO arbeitet an neuen Ernährungsempfehlungen, die in vielerlei Hinsicht dem NNR ähneln.