Internationale Zusammenarbeit gegen Ausbeutung
Im Rahmen eines internationalen Einsatzes gegen Menschenhandel hat die isländische Polizei Anfang Juni über 20 Wohnungen und Unterkünfte durchsucht und rund 250 Personen überprüft. Dabei wurden 36 Personen als potenzielle Opfer von Menschenhandel identifiziert – überwiegend Frauen aus Rumänien, die in die Prostitution verkauft worden sein sollen. Allen Betroffenen wurde Hilfe angeboten, doch niemand nahm sie an.
Laut Gunnar Axel Davíðsson von der zentralen Ermittlungsbehörde handelte es sich bei 32 der mutmaßlichen Opfer um Frauen, zudem wurden zwei transsexuelle Personen und zwei Männer registriert. Die Betroffenen stammten vor allem aus Rumänien, aber auch aus Kolumbien, Nigeria, Ghana, China und Malaysia. Die meisten von ihnen hielten sich nur kurzzeitig in Island auf und reisten nach rund einem Monat in andere nordische Länder weiter.
Polizist Gunnar Davíðsson spricht von einem weit verbreiteten Prostitutionsmarkt in Island, der fast vollständig von ausländischen kriminellen Organisationen betrieben werde. Allein auf einer Onlineplattform seien aktuell rund 500 Frauen registriert, die sexuelle Dienstleistungen im Land anbieten. Zwar ist Prostitution in Island nicht strafbar – der Kauf solcher Dienste und das Leben vom Erlös anderer hingegen schon.
Die Polizeioperation war Teil eines koordinierten Einsatzes von Europol, Interpol, Frontex und Behörden aus insgesamt 43 Ländern. In Island waren neben der Hauptstadtpolizei auch die Polizei von Suðurnes, das nationale Polizeipräsidium und der Zolldienst beteiligt.
Die Einsätze konzentrierten sich vor allem auf Airbnb-Unterkünfte und Mietwohnungen im Zentrum von Reykjavík, insbesondere in den Postleitzahlgebieten 101 und 105. An den betreffenden Tagen wurden zudem 215 verdächtige Flugbewegungen registriert – mutmaßlich von Betroffenen oder Tätern im Kontext des Menschenhandels.
Trotz der intensiven Ermittlungen wurde lediglich ein ausländischer Mann wegen des Kaufs sexueller Dienstleistungen festgenommen und zu einer Geldstrafe verurteilt. Die Polizei betont, dass die betroffenen Personen sich in die Prostitution „verkauft“ hätten, es jedoch sehr schwierig sei, an die Drahtzieher heranzukommen – auch weil kaum ein Opfer bereit sei, Anzeige zu erstatten, wird bei mbl.is berichtet.
Der großangelegte Einsatz war Teil der internationalen Aktionstage gegen Menschenhandel – eine Initiative, die verdeutlicht, wie komplex und grenzüberschreitend die Bekämpfung moderner Ausbeutung ist.
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