In der Region Suðursveit im Südosten Islands sorgen rund 150 Rentiere für erhebliche Schäden an der Vegetation. Besonders die Bergregionen und natürliche Birkenwälder leiden unter der Überweidung. Bauern berichten zudem von leichteren Lämmern, was auf die Konkurrenz um Weideflächen zurückzuführen ist.
Rentierpopulation bedroht Schutzlinie gegen Schafkrankheiten
Die wachsende Rentierpopulation in Suðursveit könnte möglicherweise die Jökulsá bei Breiðamerkursandur überqueren. Das würde eine bedeutende Gefahr für die sogenannte Schafseuchen-Kontrolllinie darstellen – eine natürliche Barriere, die eine Ausbreitung von Krankheiten zwischen Schafherden verhindert.
„Im Öræfahólf, einer der saubersten Schafregionen Islands, möchte niemand diese Tiere sehen“, erklärt Arnór Már Fjölnisson, Bauer aus Hali, bei RUV. „Deshalb ist es wichtig, die Rentierherde klein zu halten und den Druck in der Nähe des Flusses zu reduzieren.“
Bauer aus Hali fordert gezielte Jagdmaßnahmen
Arnór Már Fjölnisson sieht dringenden Handlungsbedarf. Die Tiere haben sich aufgrund natürlicher Barrieren wie Gletscherflüssen östlich von Jökulsárlón angesammelt, wo sie zunehmend die Bergvegetation und alte Birkenwälder zerstören. Diese Wälder, einst von den Vorfahren geschützt, stehen nun vor dem Verschwinden.
„Die Qualität der Weideflächen hat stark gelitten, und das merken wir deutlich an der sinkenden Lämmerzahl“, so Arnór. Er fordert eine stärkere Regulierung der Rentierpopulation, insbesondere im westlichen Teil von Gebiet 9, wo die Tiere schwer zu erreichen sind.
Rückgang in anderen Gebieten: Wirtschaft und Jagdquoten unter Druck
In einigen Regionen Islands ist die Rentierpopulation hingegen zurückgegangen und Bemühungen zur Bestandserhöhung werden laut. Die Rentierjagd ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Osten des Landes und generiert jährlich zwischen 300 und 400 Millionen ISK. Dennoch sinkt die Gesamtjagdquote seit Jahren rapide.
Für diesen Sommer wurde die Jagdquote auf 665 Tiere begrenzt, was nur etwa 16 % der geschätzten Population entspricht und weniger als die Hälfte des Wertes von vor zehn Jahren ausmacht. Der Vorsitzende des Rentierrats erklärt, dass frühere Schätzungen die Population überschätzt haben, was zu einer Überjagung führte und nun der gesamten Branche schadet. Rentierjagdführer kritisieren seit Langem die unrealistischen Quoten und fordern eine präzisere Bewertung der Bestände, um zukünftige Schäden zu vermeiden.
Notwendigkeit langfristiger Lösungen
Arnór betont, dass schrittweise Verbesserungen nicht ausreichen werden, um die Schäden zu beheben. Es brauche eine klare wissenschaftliche Bewertung der Weidekapazität und gezielte Maßnahmen, um die Rentierpopulation in Balance zu halten. Die Frage bleibt: Wie viele Rentiere kann das Land tragen, und wo sollten sie sich aufhalten?
Suðursveit steht vor der Herausforderung, eine Balance zwischen Naturschutz, landwirtschaftlichen Interessen und wirtschaftlichen Aspekten der Rentierjagd zu finden.
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