Geplante Windparks in Ostisland sorgen für Kritik: Eingriff in unberührte Natur. Sichtbar bis in den Vatnajökull-Nationalpark – Wissenschaftler schlagen Alarm.
Bei einer Informationsveranstaltung in Egilsstaðir sind massive Bedenken gegen geplante Windkraftanlagen in Ostisland laut geworden. Wissenschaftler und Vertreter von Naturschutzorganisationen warnten davor, dass Windparks die isländische Wildnis nachhaltig beeinträchtigen könnten. Besonders der geplante CIP-Windpark im Fljótsdalur sorgt für Unruhe, da er die Energieproduktion in Reyðarfjörður stärken soll – auf Kosten unberührter Natur.
Windkraft als größte Bedrohung für die Wildnis
Þorvarður Árnason vom Forschungszentrum der Universität Island in Hornafjörður erklärte, dass keine Bauwerke der Wildnis größeren Schaden zufügten als Windkraftanlagen. Grund dafür sei ihre gewaltige Dimension – sowohl in der Höhe als auch in der Sichtbarkeit.
„Solche Strukturen sind aus Dutzenden Kilometern Entfernung sichtbar. In Schottland gelten bis zu 45 Kilometer als relevante Sichtweite. Ein Windpark bei Klaustursel hätte Auswirkungen bis in den Vatnajökull-Nationalpark“, so Þorvarður, berichtet RUV.
Mikroplastik und Infraschall: Umwelt- und Gesundheitsbedenken
Auch Umweltbelastungen wurden thematisiert. Vigdís Freyja Helmutsdóttir, Biologin bei Landi á skógi, wies auf die Emissionen von Mikroplastik hin. Laut einer Studie würden pro Windrad rund 150 Gramm Mikroplastik jährlich freigesetzt. Zwar sei die Menge geringer als oft angenommen, dennoch sei sie nicht zu vernachlässigen.
Besonders besorgniserregend sei der sogenannte Infraschall – tieffrequente Schwingungen, die für das menschliche Ohr unhörbar sind, aber nachweislich Stress bei Tieren wie Zuchtgänsen und Ferkeln auslösen können. „Es besteht die Möglichkeit, dass dieser Infraschall auch beim Menschen Unwohlsein und gesundheitliche Beschwerden verursacht“, sagte Vigdís Freyja.
Gemeindevertreter fordern Klarheit und Beteiligung
Jónína Brynjólfsdóttir, Vorsitzende des Gemeinderats von Múlaþing, kritisierte die mangelnde Transparenz bei den Planungen. „Die Informationen sind so vage, dass sie eine fundierte Bearbeitung im Rahmenplan unmöglich machen“, sagte sie. Zudem sei der wirtschaftliche Nutzen für die lokale Bevölkerung äußerst begrenzt.
„Die Einnahmen durch Grundsteuer sind verschwindend gering – gerade dort, wo die Windräder aufgestellt werden“, so Jónína weiter.
Energiewende oder Naturschutz?
Während die Regierung derzeit an einer Neuregelung zur Energiepolitik arbeitet, bleibt die Debatte um den tatsächlichen Nutzen und die Notwendigkeit weiterer Windkraftanlagen kontrovers. Der Bürgermeister von Fjarðabyggð betonte die Notwendigkeit einer Energiewende, doch Vertreter der isländischen Landwache forderten, der Schutz der Wildnis müsse Vorrang haben.
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