Mit dem Unfallverhütungsverein durch Islands neueste Erde
Treffpunkt ist am Sicherheits-Checkpunkt auf der Nesvegur ca. einen Kilometer vor Grindavik. Hier müssen sich alle Einwohner von Grindavik, Arbeiter der Firmen und auch Journalisten ausweisen und registrieren. Am Freitag, dem 24.3.2024 habe ich die Möglichkeit, direkt in das Auto der Björgunarsveit umzusteigen und mit ihnen zu der neuen Lavazunge zu fahren.
Ich packe Fotoapparat und Drohne um. Mein Equipment fällt dieses Mal jedoch aufwändiger aus. Voraussetzung, um in das Gebiet zu fahren, ist die Mitnahme eines mobilen Gaswarngerätes, ein Helms, eine Gasmaske und für alle Fälle, ein Walkie-Talkie. Aber ich fühle mich sicher im Jeep der Rettungsmannschaft.
Gedanken und Gefühle rasen
Das erste Mal kann ich die Gegend ein bisschen intensiver auf mich wirken lassen, da ich nicht selbst am Steuer des Autos sitze. Ich bin erstaunt, wie sich die Wege seit Anfang Februar, als ich das letzte Mal hier war, verändert haben. Mir erscheint es, als sei alles ein paar Mal umgepflügt worden. Es erscheint nicht nur so, es ist auch so. Hier war nicht nur die Natur, sondern auch schweres Gerät zugange.
Die Fahrt geht durch neue Schotterwege, die über jahrtausendealte Lava als auch frische Lava unterhalb des Berges Þorbjörn und östlich der amerikanischen Sendemasten gebaut wurden. Hier erwische ich mich dabei, dass das alles auch an mir nicht spurlos vorbeizieht. Mein Herz schlägt zwar ruhig, aber ich muss mit feuchten Augen kämpfen.
Es zieht eine neue Lavaschutzmauer links in Richtung der Sendemasten vorbei, rechts die Lava von Mitte Januar. Und die Masten, über die damals in einer großartigen Aktion überirdisch Stromkabel über die Lava verlegt wurden, ich sehe das Gewächshaus, umgeben von Lava. Aber irgendwie hatte es schützende Hände, die Lava floss direkt um es herum. Jetzt grenzt nördlich vom Gewächshaus der Schutzwall an.
Meine Gedanken enden schlagartig, als das Auto vor der neuen Lava stoppt.
Mine Melhólsnáma
Hier an der Lavazunge hat in der Nacht vorher ein Lavawasserfall die Mine Melhólsnáma überflossen. Da die Mine ausgebaggert ist, sammelt hier im Moment die Lava. Es bleibt abzuwarten, ob sie die stärke erreicht und weiter Richtung Grindavikvegur fließt.
Die Mine wurde für den Bau der Befestigungsanlagen in der Gegend genutzt. Die Lava fließt zum Zeitpunkt relativ langsam und nur aus der Oberfläche der Zunge. Ab und an ergießt sie sich mit dem Klirren eines großen Scherbenhaufens.
Über den Berg Hagafell
Von hier aus gehen wir hoch in Richtung des Berges Hagafell. Kaum über ihn hinweg sehe ich schon aus der Ferne vier aktive Vulkankrater. Östlich davon hat sich die Lavazunge in Richtung Sudurstrandarvegur ergossen und die andere Lavazunge in Richtung Grindavikvegur, von wo wir eben kamen. Die dritte Lavazunge sehe ich von hier aus nicht, da sie Richtung West gelaufen ist und hinter Sylingafell liegt.
Was mir beim Abstieg von Hagafell aufgefallen ist, dass überall kleine, schwarz-glänzende, ganz leichte und scharfkantige Lavastückchen herumliegen. Das habe bei keiner der anderen Eruptionen auf Reykjanes so wahrgenommen.
Erhöhung und Bau einer neuen Lavaschutzmauer
Vor einigen Tagen wurde mit der Erhöhung bzw. dem Neubau einer weiteren Lavaschutzmauer begonnen, da die Lava recht schnell in Richtung Suðurstrandarvegur floss und nicht nur die Straße, sondern auch der Bauernhof Hraun in Gefahr hätte sein können. Die Mauer endet inzwischen direkt dort, wo Austurvegur in Suðurstrandarvegur übergeht. Darüber veröffentliche ich die nächsten Tage einen weiteren Artikel, auch über die neue Straße über die Lava. Hier vorab ein Foto der neuen Verteidigungsanlage.
Auf dem Weg zurück Richtung Keflavik bin ich in eine Seitenstraße gefahren und habe dieses Foto von der dicken hellgrauen Wolke über dem Vulkan aufgenommen. Die Luftverschmutzung ist zeitweise sehr hoch. Als ich auf der neuen Straße über die Lava gelaufen bin, hat das Gaswarngerät das erste Mal angeschlagen und Alarm ausgelöst. Einen Artikel über die neue Straße über die Lava habe ich in Vorbereitung.
Grindavik ist inzwischen von drei Lavaschutzmauern umschlossen, eine vierte nahe der amerikanischen Sendeanlagen. Trotzdem stellt sich weiterhin die Frage, ob es jemals wieder möglich sein wird, zu leben. Die Stadt kam mir beim Durchfahren wie ein Flickenteppich vor. Gerade haben geologische Untersuchungen festgestellt, wo sich überall Hohlräume unter der Stadt befinden. Diese Regionen werden derzeit mit Sperrzäunen markiert.
Anmerkung: Die Fotos aus Grindavik habe ich im Dezember aufgenommen und zeige sie hier erstmals.
Der Ausbruch an den Sundhnúka-Kratern ist recht stabil und geht zum Zeitpunkt des Schreibens weiter, er hat nicht an Aktivität verloren. Die Lava fließt weiterhin Richtung der Mine Melhólsnáma und nordöstlich des Walls von Grindavik.
Island ist sicher!
Wichtig: Das Ausbruchsgebiet ist derzeit für Touristen geschlossen.
Wer daran zweifeln sollte, sich auf seine Reise nach Island zu begeben, sollte sich von der Eruption nicht abschrecken lassen. Diese ist auf eine kleine Gegend auf der Halbinsel Reykjanes beschränkt. Jeglicher Flugverkehr und das Reisen in Island sind in keiner Weise betroffen oder eingeschränkt.
Dank an die Mitarbeiter des Rettungsteams von ICE-SAR
Mein großer Dank gilt den vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern der Isländische Such- und Rettungsvereinigung ICE-SAR, die sich rund um die Uhr um die Ausbruchstelle und Grindavik kümmern. Sie ermöglichen mir die Pressedokumentationen im Ausbruchsgebiet und ich habe mich zu jederzeit sicher gefühlt.
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