Der spektakuläre Wasserfall Hverfandi im Hochland ist nicht immer da, er kommt und geht. Erfahre, warum dieser künstliche Wasserfall einzigartig ist und weshalb er die Farbe in Stuðlagil beeinflusst.
Der beeindruckende, aber seltene Wasserfall Hverfandi zeigt sich nur unter ganz bestimmten Bedingungen. Um zu erscheinen, muss der Stausee Hálslón des Kárahnjúkar-Kraftwerks seine maximale Füllhöhe von 625 Metern über dem Meeresspiegel erreichen. In diesem Moment beginnt überschüssiges Wasser durch den Überlauf in das Flussbett der Jökulsá á Brú unterhalb der Staumauer zu fließen.
Im Jahr 2024 verzögerte sich die Schneeschmelze aufgrund eines späten Frühlings. Daher stieg der Wasserstand des Stausees langsamer als üblich. In der Nacht zum 21. September 2024 erschien der Wasserfall Hverfandi, das ist sehr spät. Der Überlauf setzt normalerweise ab Mitte August ein.
Der Verschwindende
Hverfandi, dessen Name aus dem Isländischen übersetzt „der Verschwindende“ bedeutet, ist ein künstlicher Wasserfall, der sich nur unter bestimmten Bedingungen bildet. Er befindet sich am westlichen Ende des Kárahnjúkar-Staudammes und entsteht, wenn überschüssiges Wasser über den Überlauf des Stausees Hálslón bis zum Rand der Hafrahvammagljúfur-Schlucht geleitet wird. Dort stürzt es in einem beeindruckenden 90 bis 100 Meter hohen Fall in die Tiefe. Laut dem Energieversorger Landsvirkjun kann Hverfandi mehr Wasser führen als der mächtige Dettifoss.
Wie der Überlauf des Hálslón-Stausees die Wasserfarbe in Stuðlagil verändert
Durch den Überlauf des Hálslón-Stausees führt die Jökulsá á Brú unterhalb des Kárahnjúkar-Kraftwerkes deutlich mehr Wasser, was eine starke Strömung und erhöhte Trübung zur Folge hat. Besonders sichtbar ist dies in der beliebten Schlucht Stuðlagil, die für ihre beeindruckenden Basaltformationen und das smaragdgrüne Wasser bekannt ist. Nachdem der Wasserspiegel durch den Bau des Kraftwerks um sieben bis acht Meter gesunken war, kamen die markanten Felswände von Stuðlagil zum Vorschein. Die Trübung des Wassers hält so lange an, bis der Überlauf endet. Voraussichtlich in vier Wochen wird sich das Wasser wieder in seine charakteristische smaragdgrüne Farbe zurückverwandeln.
Besichtigung des Kárahnjúkar-Kraftwerkes
Die Dammkrone könnt ihr entweder per Auto oder zu Fuß überqueren. Ich empfehle, das Auto am Parkplatz abzustellen und einmal über den separaten Fußweg der gesamten Dammkrone oder unterhalb auf dem Fußweges seitlich der Straße zu laufen. Nur dann werdet ihr die Größe und Mächtigkeit besonders in euch aufnehmen. Am Parkplatz gibt es auch kostenlose Toiletten.
Landsvirkjun bietet im Sommer in Zusammenarbeit mit dem Vatnajökull-Nationalpark Führungen am Kárahnjúkar-Damm an. Die Führungen mit einem Ranger des Vatnajökull-Nationalparkes starten am Parkplatz des Damms, bei denen die Besucher über das Bauwerk und die Umgebung informiert werden.
Wasserstand abrufbar
Der Wasserstand des Stausees am Damm ist hier abrufbar.
Kritik am Kárahnjúkar-Kraftwerk: Nutzen für die Alu-Schmelze, Kosten für die Natur
Das Kárahnjúkar-Kraftwerk, das Ende November 2007 in Betrieb ging, wurde einzig und allein gebaut, um den Energiebedarf der amerikanischen Aluminiumhütte Alcoa Fjarðaál im ca. 140 Kilometer entfernten Reyðarfjörður zu decken. Der fast 200 Meter hohe Steinschütt-Staudamm mit Betonverkleidung, der höchste Europas, versprach mehrere hundert neue Arbeitsplätze in Ostisland. Doch der Preis dafür war hoch: Naturlandschaften gingen verloren, Wasserfälle verschwanden, Rentiere und Grauschnabelgänse wurden aus ihren Lebensräumen vertrieben. Der Betreiber des Kraftwerkes ist das isländische Energieunternehmen Landsvirkjun.
Lageplan
Der Wasserfall Hverfandi und das Kárahnjúkar-Kraftwerk findest du im Osten Islands, was schon im Hochland ist. Die Straße Nummer 910 ist gut ausgebaut und geteert und bringt dich im Sommer direkt bis zum Staudamm. Auf der Fahrt dorthin schnupperst du ein bisschen Hochlandluft, ohne auf einer Schotterstraße fahren zu müssen. Du benötigst also kein 4×4-Auto oder einen SUV.
Fotos/Videos: Mirjam Lassak
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