Nach aktuellem Eruptionszyklus könnten Jahrzehnte Ruhe auf Reykjanes folgen
Nach Einschätzung von Magnús Tumi Guðmundsson, Professor für Geophysik an der Universität Island, sei es sehr wahrscheinlich, dass wir uns der letzten Phase des aktuellen Ausbruchsgeschehens nähern. Es sei schwer zu sagen, wann die Ereignisse enden werden. Das Magmavolumen ähnelt in etwa dem, das bei einem typischen Ausbruch auf der Halbinsel Reykjanes zu beobachten war. Es sei wahrscheinlich, dass es in dieser Serie noch mindestens ein Ausbruch übrig bleibt.
Allerdings könnte es nach dem Ende des aktuellen Eruptionszyklus der Sundhnúkagígar-Serie Jahrzehnte oder sogar über 150 Jahre dauern, bis es auf der Halbinsel Reykjanes erneut zu vulkanischer Aktivität kommt. Dies erklärte er gestern in einem offenen Anwohner-Briefing der Erdbebenlage in Grindavík, was auch gestreamt wurde. Andere Szenarien seien möglich, aber weniger wahrscheinlich.
Beim Treffen präsentierten ebenfalls Benedikt G. Ófeigsson und Sara Barsotti vom isländischen Wetterdienst die aktuellsten Informationen über die Erdbeben und ihre Auswirkungen auf Grindavík.
Benedikt sagte, das Risiko, dass in Grindavík aufgrund von Erdbeben etwas passiert, sei derzeit nicht hoch, aber es bestehe immer noch. „Die Wahrscheinlichkeit, dass in Grindavík etwas passiert, ist nicht gleich null. Dennoch ist die Chance, dass in den kommenden Wochen etwas geschieht, eher gering“.
Benedikt widersprach der Ansicht, dass die aktuelle Risikobewertungskarte die Gefahren für die Bewohner von Grindavík übertreibe. „Das eigentliche Problem ist, dass viele die auf der Karte dargestellten Risiken überinterpretieren. Die Gefahr ist nicht groß, aber sie ist real“, erklärte er.
Missverständnisse bei Touristen
Besonders bei Touristen beobachte er ein Missverständnis. „Sie sehen nur, dass eine Gefahr besteht, und verstehen die Nuancen nicht. Darauf machen auch die Anwohner aufmerksam.“ Die Risikokarte solle daher als präventives Werkzeug verstanden werden, nicht als akuter Alarm. Benedikt rief dazu auf, die Situation weiterhin aufmerksam zu beobachten und präventive Maßnahmen nicht zu vernachlässigen.



Screenshots sind vom Live-Stream
Erhöhte Aktivität könnte bald enden
Laut Magnús könnte die derzeitige Phase erhöhter vulkanischer Aktivität bereits innerhalb eines Jahres enden. Allerdings sei es schwierig, genaue Prognosen abzugeben: Der Ausbruch könnte bald vollständig zum Erliegen kommen, aber es ist auch möglich, dass die Aktivität kurzfristig wieder zunimmt. Der Magmazufluss verlangsamt sich, doch er kann auch unerwartet erneut einsetzen.
Derzeit strömen etwa zwei Kubikmeter Magma pro Sekunde in die Magmakammer unter Svartsengi. Bleibt dieser Zufluss stabil, könnte die Situation im Herbst wieder ähnlich angespannt sein wie vor dem letzten Ausbruch der Sundhnúkagígar-Serie.
Kein Ausbruch an anderen Orten auf Reykjanes erwartet
Magnús hält es für unwahrscheinlich, dass nach der aktuellen Eruptionsphase ein weiterer Ausbruch an einem anderen Ort auf Reykjanes stattfindet: „Historisch gesehen gibt es keine Hinweise darauf, dass ein solcher Ausbruch von einer dritten Spalte ausgehen würde. Die bisherigen Eruptionen – zunächst im Fagradalsfjall, jetzt bei Sundhnúkagígar – waren jeweils voneinander getrennt.“
Zudem sei die Menge der bisher ausgetretenen Lava vergleichbar mit der von zwei der vier Ausbrüche während der letzten Aktivitätsphase auf der Halbinsel.
Großes Interesse in Grindavík
Das Treffen, bei dem diese Einschätzungen präsentiert wurden, war gut besucht. Unter der Leitung von Fannar Jónasson, Bürgermeister von Grindavík, nahmen zahlreiche Einwohner teil, um sich über die aktuelle Lage und mögliche Szenarien zu informieren.
Das Treffen war das letzte von dreien in einer Veranstaltungsreihe des Grindavík-Komitees und der Gemeinde Grindavík. Zuvor gab es Infoveranstaltungen zu einer Bevölkerungsumfrage und einen Bericht von Deloitte über den Status von Grindavik mit einem Szenario bis 2025. Im zweiten Treffen stellten Verkís und ÍSOR eine geologische Untersuchung in Grindavík vor.
Titelfoto: Grindavík im Juni 2025 / © Mirjam Lassak
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