Umwelt-, Energie- und Klimaminister Jóhann Páll Jóhannsson hat der vom Regionalrat des Vatnajökull-Nationalparks vorgeschlagenen Änderung des Management- und Schutzplans zugestimmt. Damit wird der motorisierte Verkehr sowie Radfahren im Hochlandpass Vonarskarð ab dem 1. September jedes Jahres wieder erlaubt – allerdings nur solange, bis die Strecke witterungsbedingt unpassierbar wird.
Die Maßnahme gilt zunächst für fünf Jahre und wird engmaschig überwacht, wie die Regierung in einer Erklärung mitteilt. Der Verkehr durch Vonarskarð bleibt gemäß dem Naturschutzgesetz auf gefrorenem und schneebedecktem Boden weiterhin erlaubt, mit Ausnahme der Geothermiegebiete. Die Naturschutzbehörde muss dem Ministerium jährlich einen Fortschrittsbericht vorlegen. Zudem wird geprüft, ob rund um besonders sensible Gebiete in Snapadalur künftig ein verstärkter Schutz notwendig ist.
Vonarskarð war seit 2013 für motorisierte Fahrzeuge und Fahrräder gesperrt und ausschließlich als Wandergebiet ausgewiesen. Die Debatte über diese Einschränkung wurde seitdem intensiv geführt. Bereits 2024 begann der Regionalrat, Möglichkeiten für einen kontrollierten Zugang auszuloten. Der nun bestätigte Vorschlag ist das Ergebnis dieses Dialogs mit Interessengruppen und Experten.
Während der Pilotphase soll besonders darauf geachtet werden, die landschaftlichen und ökologischen Werte des Gebiets zu schützen und gleichzeitig einen verantwortungsvollen Zugang zu ermöglichen.
Mehr Informationen und der Bericht des Naturschutzinstitutes (in Isländisch) ist in unserem Artikel vom 22.9.2025 verlinkt.
Nachtrag am 30.10.2025:
Update: Naturschutzorganisationen ziehen UNESCO in den Streit um Vonarskarð hinein
Sechs isländische Naturschutzorganisationen planen, bei der UNESCO Beschwerde einzureichen. Sie wollen prüfen lassen, ob Islands Entscheidung, den Vonarskarð-Pass im Vatnajökull-Nationalpark wieder für motorisierten Verkehr und Fahrräder zu öffnen, im Einklang mit dem Welterbestatus steht.
Die Organisationen – darunter Landvernd, Náttúrugrið, der Naturschutzverband Islands, Skrauta, SUNN und Ungur umfersinn – bezeichnen den Beschluss des Nationalparkvorstands und die Bestätigung durch Umweltminister Jóhann Páll Jóhannsson als rechtswidrig und im Widerspruch zu Islands Verpflichtungen gegenüber der UNESCO.
Kritik an Minister und Nationalparkverwaltung
In ihrer gemeinsamen Erklärung werfen die Organisationen dem Minister vor, bei der Ernennung seiner Vertreter in den Nationalparkvorstand gegen das Gesetz verstoßen zu haben. Keiner der ernannten Vertreter verfüge über die im Gesetz geforderte Fachkenntnis im Bereich des Nationalparkmanagements. Zudem seien beide Männer, wodurch die gesetzlich vorgeschriebene Geschlechterquote verletzt werde.
Darüber hinaus bemängeln sie strukturelle Mängel in der Verwaltung des Nationalparks. Der Naturschutz komme im Management zu kurz, und die Empfehlungen von Fachinstitutionen und Umweltverbänden würden regelmäßig ignoriert.
Eines der sensibelsten Gebiete des Hochlands
Vonarskarð liegt zwischen Tungnafellsjökull und Bárðarbunga auf etwa 900 Metern Höhe und gilt als eines der empfindlichsten Hochlandgebiete Islands. Es beherbergt das höchstgelegene Moor des Landes sowie seltene Hochtemperaturzonen. Die Naturschutzverbände warnen, dass die Öffnung des Passes die einzigartige Wildnis gefährden und zu irreversiblen Schäden führen könnte.
„Die Entscheidung wird die Wildnis von Vonarskarður und ihre Einzigartigkeit verringern, die Wahrscheinlichkeit von Naturschäden erhöhen und den Empfehlungen aller Fachorganisationen widersprechen“, heißt es in der Erklärung.
Konflikt mit der UNESCO-Nominierung
Bei der Aufnahme des Vatnajökull-Nationalparks in die Liste des UNESCO-Welterbes wurde Vonarskarð als unberührtes Wandergebiet ohne motorisierten Verkehr beschrieben. Die Organisationen sehen in der neuen Entscheidung daher einen klaren Widerspruch zu Islands eigener Darstellung bei der Welterbeanmeldung.
Sie fordern eine Überprüfung der Verwaltungsstruktur des Parks, eine Stärkung der Rolle des Isländischen Naturhistorischen Instituts sowie verbindliche Maßnahmen zur Sicherung des Naturschutzes im Hochland.
Titelfoto: Vonarskarð / Vatnajökull National Park
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